Schilddrüsendiagnostik

Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Vergrößerung und/oder Knotenbildung) sind sehr häufig. Sie finden sich in ca. einem Viertel bis zu einem Drittel der Bevölkerung. Eine differenzierte Diagnostik zur Trennung der meist gutartigen Veränderungen von den wenigen bösartigen Erkrankungen ist daher besonders wichtig. Der klinische Befund, die hochauflösende Sonographie, die Schilddrüsenszintigraphie und ggf. die Feinnadelpunktion verdächtiger Areale sind wichtige Bestandteile vor Einleitung einer Therapie.

Knoten in der Schilddrüse

In Jodmangelgebieten wie der Bundesrepublik sind Schilddrüsenvergrößerungen und -knoten ein häufiges Problem!

 

In einer Untersuchung an insgesamt 70.000 zufällig ausgewählten Personen fanden sich durchschnittlich bei 1/3 der Personen auffällige Befunde wie eine Vergrößerung und/oder Knoten über 1 cm Größe.

Auch wenn ein Großteil der Knoten keine klinischen Symptome verursacht, so berichten Patienten doch teilweise über Beschwerden.

Typische Symptome

Die Schilddrüsenknoten sind charakterisiert durch folgende Symptome:

• Schwellung
• Druckgefühl
• Schmerzen
• Zeichen der Überfunktion bei heißen Knoten

Ursachen

Hauptursache einer Schilddrüsenvergrößerung und des überwiegenden Teils der Schilddrüsenknoten ist der Jodmangel in der Schilddrüse.
Der Jodmangel führt zunächst zu einer kompensatorischen Vergrößerung der Schilddrüse und im weiteren Verlauf zu knotigen Veränderungen.
Diese Jodmangelknoten erscheinen sonografisch meist echoreich, d. h. heller im Vergleich zur Umgebung und zeigen keine bösartige Entartungstendenz.
Davon sind echte Neubildungen abzugrenzen, die durch eine genetische Veränderung auf zellulärer Ebene entstehen und zu einem kleinen Teil primär bösartig sind oder bei Größenwachstum entarten können (follikuläre Adenome).
Die Szintigrafie erlaubt eine Unterscheidung in hormonaktive (warme oder heiße) und hormoninaktive (kalte) Knoten. Hormonaktive Knoten sind stets gutartiger Natur.
In kalten Knoten wird wenig oder kein Schilddrüsenhormon gebildet. Die insgesamt seltenen bösartige Knoten (ca. 4000/jährlich bei ca. 16 Millionen Knotenträgern) zählen zu den szintigrafisch kalten Knoten.
Eine weitere Klärung auf Gut-/Bösartigkeit kann durch eine Feinnadelpunktion erfolgen. Nur selten ist eine Opteration notwendig.

Therapie

Jodmangelknoten

> Jodtabletten

Echte Neubildungen

Heiße Knoten > Radiojodtherapie

Kalte Knoten > Operation

Schilddrüsenüberfunktion

Die Schilddrüsenüberfunktion ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen, die nicht selten über längere Zeit unerkannt bleibt. So werden die unten genannten Symptome häufig verkannt. 

Eine Bestimmung der „Schilddrüsenwerte“ und eine
Ultraschalluntersuchung sind meist richtungsweisend.

Typische Symptome

Die Schilddrüsenüberfunktion ist charakterisiert
durch folgende Symptome:

• Herzrasen
• Nervosität
• Zittern
• Abgeschlagenheit
• Gewichtsverlust
• Schwitzen

Laborwerte bei Überfunktion

• Verborgene (latente) Überfunktion
TSH: 0 uU/ml · T3 und T4 normal

• Manifeste Überfunktion
TSH: 0 uU/ml · T3 und T4 erhöht

TSH: wird im Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet. Steigt in der Unterfunktion an, sinkt in der Überfunktion bis auf Null ab.
T3: aktive Form des Schilddrüsenhormons, entsteht vorwiegend aus der Umwandlung von T4 (Konversion) im Blut.
T4: Vorstufe des aktiven Hormon T3, 90 % der Hormonproduktion der Schilddrüse entfallen auf T4.

Ursachen der Überfunktion

Autoimmun bedingt (Morbus Basedow)

Die vermehrte Produktion sog. Schilddrüsen-Antikörper (TSH-Rezeptor-Antikörper) führt zu einer Stimulation sämtlicher Schilddrüsenzellen, die hierdurch vermeht Schilddrüsenhormon produzieren und ausschütten. Zusätzlich kommt es bei ca. 60 % der Patienten zu einer Beteiligung der Augen, der sog. “endokrinen Orbitopathie” mit der typischen Prominenz der Augen.

Therapie

> Medikamentöse Therapie

“Heißer Knoten”, Autonomes Adenom
Ein Teil der neu in der Schilddrüse entstandenen Knoten unterliegen nicht mehr der körpereigenen Regulation und produzieren vermehrt Schilddrüsenhormon (sog. Autonomien). Ab einer gewissen Größe (durchschnittlich ca. 5 ml Volumen) kommt es zunächst zu einer verborgenen (latenten) Überfunktion und bei weiterer Größenzunahme zu einer manifesten Überfunktion.

Therapie

> Radiojodtherapie
> Operation

SD-Vergrößerung mit Autonomien
Bei zunehmendem Größenwachstum der Schilddrüse kommt es zur Vermehrung autonomer Bezirke, teils in Knotenform, teils diffus in der Schilddrüse verteilt, die vermehrt Schilddrüsenhormon produzieren. Überschreitet die Menge der Autonomien ein bestimmtes Volumen (ab ca. 5 ml) kommt es zur Entwicklung einer Überfunktion.

Therapie

> Radiojodtherapie
> Operation

Schilddrüsenunterfunktion

Die Schilddrüsenunterfunktion ist eine in ihrer Häufigkeit zunehmende Erkrankung. Insbesondere Frauen in mittlerem Alter sind betroffen.

Die Erkrankung verläuft zu Beginn meist symptomarm und wird häufig per Zufall entdeckt. Eine Bestimmung der „Schilddrüsenwerte“ und eine Ultraschalluntersuchung sind meist richtungsweisend.

Typische Symptome

Die Schilddrüsen-Unterfunktion ist charakterisiert durch folgende Symptome:

• Müdigkeit
• Abgeschlagenheit
• Gewichtszunahme
• Konzentrationsprobleme
• Hauttrockenheit
• Vermehrte Frierneigung

Blutwerte bei Unterfunktion

• TSH-Anstieg über 4.2 mU/ml (kann in unterschiedlichen Labors differieren)
• Erniedrigung der peripheren Hormonwerte T4 und T3
• Erhöhung der Schilddrüsen-Antikörper in > 90%

Anti-TPO-Antikörper: Eiweißkörper, der sich gegen einen Bestandteil in den Schilddrüsenzellen richtet und zur Zerstörung der Schilddrüsenzellen führt.
TAK: Thyreoglobulin-Antikörper, hat nur eine untergeordnete Bedeutung in der Diagnostik

Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion

Häufigste Ursache im Erwachsenenalter ist die chronische Autoimmunthyreoiditis (sog. Hashimoto-Thyreoiditis). Hierbei kommt es zur Ausbildung von Antikörpern, die bestimmte Teile der Schilddrüse nicht mehr als körpereigen sondern als körperfremd erkennen.

Im Rahmen eines chronisch „entzündlichen“ Prozesses

Hierbei kommt es zunehmend zur Zerstörung der Schilddrüse, die im Verlauf der Zeit meist an Größe abnimmt. Hierdurch ist die Schilddrüse nicht mehr in der Lage, die notwendigen Mengen an Schilddrüsenhormen zu produzieren.

Seltenere Ursachen sind Unterfunktionen nach Bestrahlung (Radiojodtherapie) oder Operationen.

Therapie:

> Medikamentöse Therapie zum Ausgleich des Hormonmangels 
> regelmäßige Kontrollen

Schilddrüsententzündung

Durch Bakterien ausgelöste Entzündungen der Schilddrüse sind außerordentlich selten. Die häufigste Form einer Schilddrüsenentzündung ist die Thyreoiditis de Quervain (subakute Thyreoiditis), die meist im Anschluss an einen Virusinfekt der oberen Luftwege auftritt.

Neben leichteren Verläufen kann die Erkrankung auch unter erheblicher Beeinträchtigung ablaufen.

Typische Symptome:

Die Schilddrüsenentzündung hat folgende Symptome:
• Ausstrahlende Schmerzen in der betroffenen Halsseite
• Krankheitsgefühl
• Fieber oder subfebrile Temperaturen

In der Schilddrüse finden sich typische sonografische Veränderungen. Die Blutsenkungsgeschwindigkeit ist stark erhöht.

Therapie:

Die Therapie besteht in der Gabe entzündungshemmender Medikamente, bei leichteren Fällen ist die Einnahme von “Nicht steroidalen Antirheumatika” ausreichend. Schwerere Fälle müssen vorübergehend mit Cortison behandelt werden. Die Erkrankung heilt in aller Regel aus, gelegentlich kommt es im Anschluss zur Unterfunktion.